Das Lied des Lebens

                                                  gesungen von einem fließenden Menschen

 

Ich sehe Dinge, die du nicht sehen kannst

 

Ich stelle manchmal Fragen, obwohl du diese Fragen nicht hören willst.

Ich habe Gedankensprünge. 

 

Ich fühle mich dabei lebendig, wenn ich diese Gedankensprünge zulasse, 

denn sie führen mich oft zu ganz neuen Sichtweisen.

 

Ich betrachte Menschen, Situationen, Begegnungen 

und Bilder aus zweierlei Richtungen, manchmal sogar gleichzeitig.

 

Ich stelle Bewährtes in Frage. Ich überprüfe Gewohnheiten - ständig.

 

Manchmal verliere ich dabei den roten Faden, 

aber das macht mir keine Angst, denn ich weiß sehr genau: 

Ich kann mich auch eine Weile ohne Faden, ohne Leine bewegen. 

Ich finde das zuweilen sogar spannend. 

Die Orientierung kommt wieder. 

Vielleicht ist es dann aber eine neue.

 

Ich irritiere dich, aber ich lache dich dabei an und freue mich mit dir und über dich.

 

Ich weiß ja: All das kannst du auch. Noch fehlt dir der Mut dazu.

 

Ich schäume manchmal emotional über. 

Wenn ich merke, dass ich dich damit irritiere, ziehe ich mich meistens erst einmal zurück. 

Ich weiß: Ich bin dir zu offen. Ich bin dir „zu viel“.

 

Alle Versuche, mich anzupassen, machen mich unglücklich und misslingen mir. 

Es fällt mir sehr schwer, mich innerhalb der Mauern zu bewegen, die du und viele andere brauchen, um euch orientieren zu können.

 

Ich habe dich manchmal so sehr irritiert, dass du dachtest, ich sei verrückt oder falsch.

Diese Betrachtungsweise half dir Energie zu sparen.

Das darfst du … für eine Weile.

 

Denn du brauchtest diese Bewertung, diese Ablehnung, diese Abgrenzung von mir, um dich wieder sicher zu fühlen, um deine Orientierung wieder zu finden, solange du noch nicht weißt, wer du wirklich bist und warum du auf diesem Planeten unterwegs bist..

 

Noch musst du es dir von anderen sagen lassen, warum du hier bist und was du hier zu tun hast.

 

Du bist auf ihr Lob und ihren Tadel angewiesen. Darin hast du dich nicht selten selbst verirrt und verloren. Darum bist du nicht wirklich stark und glücklich.

 

Wie viele andere Menschen schreitest du seit Jahren auf einem Pfad durchs Leben, der eigentlich nicht dein eigener ist. 

 

Wie viele andere Menschen brauchst du ständig Wegweiser, an denen du dich orientieren kannst, um weiterzugehen, denn du weißt ja nicht, wohin du unterwegs bist und woran du dich sonst orientieren sollst. 

So irrst du durch dein Leben – schon sehr lange.

 

Leider wirst du drei Wundern auf diesem Weg niemals begegnen:

Es sind das Glück, die Freiheit und der Sinn deines Lebens. 

Denn alle drei wachsen nur am Wegesrand deines ganz persönlichen Lebensweges, wenn du deinen einmaligen Weg gehst, sobald dich nur noch dein innerer Kompass leitet.

 

Sobald du die ersten Schritte auf deinem dir jeden Tag neuen Lebensweg gelaufen bist, wird dich ein Rückenwind erfassen. Nach und nach wird der Trampelpfad breiter werden. Deine Schritte werden immer sicherer werden und nicht mehr straucheln. Wenn du dieses spürst, kehre nie mehr um! Schaue nie mehr zurück!

 

Bis dahin ist es noch ein Weg mit vielen Hindernissen, vielen Stolpersteinen, doch ich werde dich aus einer Distanz begleiten, die du letztlich selbst bestimmst.

Habe du das Vertrauen! Ich habe die Geduld.

 

Werde zum fließenden Menschen!

Ich reiche dir freudig die Hand.

Ich bin die Kreativität und die Veränderung.

Ich bin das Licht und die Liebe.

Ich bin das Leben.


Woher die Geschichten kommen

Überall gibt es Geschichten,

die nur darauf warten,

entdeckt zu werden.

Manchmal muss ich sie sehr lange suchen,

manchmal finden sie mich überraschend,

wenn ich gar nicht mit ihnen rechne.

Manchmal laufe ich zunächst an ihnen vorbei.

 

Sie fallen wie ein feiner Nieselregen,

wenn ich mal wieder keinen Schirm zur Hand habe,

lauern in einer Pfütze,

die ich nicht rechtzeitig bemerke oder

blasen mir stürmisch ins Gesicht,

wie der Seewind an der Küste.

 

Seitdem ich weiß,

wo und wie sie zu finden sind,

treffe ich überall auf kleine Bruchstücke, Hinweise, Spuren,

die mich zu ihnen führen.

Neugierig, voller Vorfreude mache ich mich auf die Suche.

Kein Weg ist sinnvoller und schöner für mich auf dieser Welt.


Schreiben

Mit dem Schreiben ist es ein wenig wie mit dem Komponieren eines Musikstückes.

Erst einmal muss man auf sehr hohem Niveau das Instrument beherrschen.

Dazu gehört jahrelange Übung, das Vorhandensein von beeindruckenden Vorbildern und vor allem gute Lehrmeister.

Nur dann ist gewährleistet, dass das Zusammenspiel zwischen Kopf und Hand ganz automatisch, in einer Ganzheit, ohne störende Überlegungen und Verzögerungen geschieht.

Es muss ein Fließen sein, ununterbrochen und schnell, das Denken muss mit dem Handeln so zusammenspielen, dass es im kreativen Prozess zu keinerlei zeitlicher Verschiebung kommt, zu keinerlei Verzögerung.

Dann spielen die Finger, nehmen Bekanntes auf, wandeln ab, spielen und experimentieren, und auf einmal ist sie da, klingt zum ersten Mal laut und klar:

Die neue Melodie, die es noch niemals zuvor gab, die berührt, die auf etwas hindeutet.

Sie ist der zündende Funke.

Der magische Augenblick.

Man legt nach, Töne, Tonfolgen, Wörter und Sätze, und was daraus entsteht ist zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht abzusehen.

Ab diesem Moment geschieht alles automatisch, beinahe magisch und lässt sich nicht steuern oder vorhersagen. Ideen kommen plötzlich, manchmal in den unmöglichsten Situationen, manchmal in todmüdem Zustand mitten in der Nacht.

Jetzt geht es darum, dass sie nicht verloren gehen.

Am Anfang sind es Bruchstücke, Puzzleteile, die, je mehr es werden, eine Verbindung zueinander haben. Sie ergeben das Grundgerüst.

Und auf einmal ist sie da:

Die Geschichte.

Sie ist einmalig und sie wächst wie eine magische Pflanze.

Und dieser Prozess ist nicht mehr aufzuhalten.